Mittwoch, 7.2.2024 / 19 Uhr Lesung: Theres Essmann
Unser Geheimtipp: Dünnes Eis
Mittwoch, 7.2.2024 / 19 Uhr, Lesung: Theres Essmann liest aus Ihrem zweiten Roman „Dünnes Eis“ (Dörlemann, 2023)
Hospiz, Pforzheimer Str. 34
Der Roman von Theres Essmann erschien im August im Schweizer Dörlemann Verlag. Die Deutschlandpremiere der Lesungen fand am 27. September im Hospitalhof in Stuttgart statt. Wir gestalteten den Büchertisch – stilecht mit Vogelkäfig und Wellensittich. Im Gespräch mit Astrid Braun stellte Theres Essmann ihren Roman über eine hochaltrige Frau vor. Astrid Braun beendete die Veranstaltung mit der Feststellung, dass wir gespannt sein dürfen, was noch von der Autorin zu erwarten sei. Bis dahin empfehlen wir den feinfühligen und tiefsinnigen Roman Dünnes Eis, von dem uns auch einige signierte Exemplare vorliegen. Er kreist um die Frage, wie trotz traumatischer Erfahrungen Zufriedenheit entsteht, wie entlastend lesen und schreiben sein können – und therapeutische Gespräche, in denen auch Unvorstellbares gesagt werden kann.
Marietta ist 99. Da liegt es in der Natur der Dinge, dass sie schon mehr Menschen begraben hat, als noch mit ihr leben. Nun ist auch Gisela tot. Die letzte Freundin, die sie in der Seniorenresidenz – von ihr liebevoll Resi genannt – gewonnen hat. Seit vielen Jahren lebten sie Zimmer an Zimmer, teilten Freud und Leid miteinander. An ihrer Stelle lebt jetzt Herr Tacke dort, von dem gemunkelt wird, dass er ein alter Nazi sei. Die Begegnungen mit ihm rufen Erinnerungen hervor, die Marietta sicher in ihren Tagebüchern verwahrt glaubte.
Schuld und Sühne, Würde, Erfüllung und Lebenszufriedenheit sind die großen Fragen, um die der Roman kreist. Theres Essmann knüpft sie nicht nur an Kriegsverbrechen während des 2. Weltkrieges, sondern auch an jene der Gegenwart. Ein weiterer Handlungsstrang erzählt davon, in dessen Mittelpunkt ein kleiner Junge syrischer Herkunft steht. Kriegsopfer sind nicht nur die Toten. Opfer sind auch die Überlebenden, die mit dem Erfahrenen leben müssen. Dass das angesichts der erfahrenen Schrecken Generationen von Frauen und Überlebenden auf mehr oder weniger tragendem Eis gelingt, davon erzählt Dünnes Eis voller Poesie.